Kaiserschnittnarbe - Regeneration, Pflege und Heilung
Die Geburt durch den Bauch hinterlässt seine Spuren u.a. in Form einer Narbe.
Durch eine Öffnung der Bauchdecke erblickt dein Baby das Licht der Welt. Ein Operation, die mittlerweile ein Routineeingriff ist, weil sie so oft durchgeführt wird. Was dahinter steckt, ist aber durchaus eine spannende und faszinierende Technik. Wusstet ihr, wie viele Schichten “Bauch” dein Baby von der Außenwelt trennt? Und wie dein Körper ganz alleine in der Lage ist, diese große, künstlich erzeugte Öffnung zu schließen?
Während sich Frauen von der Bauchgeburt meist schnell erholen, entwickelt sich die Narbe oft zum Problemkind. Manchmal auch erst Jahre später und häufig bereitet nicht nur die Narbe Sorge, sondern Nerven, Haut und Muskulatur von Bauchnabel bis Oberschenkel können nachhaltig beeinträchtigt sein.
Und schaut man sich erstmal an, wie eine Narbe aufgebaut ist, lässt sich auch schnell erkennen, dass wir einen enormen Einfluss auf die Struktur der Narbe und das Narbenbild haben. Wie ihr euch mit eurer Narbe anfreundet, sie pflegt und bewegt - das erfahrt ihr hier.
1 Schnitt - 7 Schichten
Für uns bleibt nur die äußere Narbe sichtbar, der Kaiserschnitt durchtrennt aber insgesamt 7 Schichten, um zu deinem Baby zu gelangen. Zwischen deiner Haut und der Gebärmutter liegen u.a. Muskeln, Fettschichten und Bindegewebe. Faszinierend und zugleich ziemlich deutlich, dass ein Kaiserschnitt eben nicht nur ein Schnitt ist.
Kaiserschnitt früher
Früher wurden alle Schichten mittels Skalpell oder Schere durchtrennt und auch der Korpus der Gebärmutter wurde mit einem großen Schnitt geöffnet. Das hatte zur Folge, dass Frauen große Schmerzen hatten, die Erholung langwierig war und in Folgeschwangerschaften häufig große Probleme auftraten. Deswegen hat man die Technik bereits vor 30 Jahren verändert (Operationsmethode nach Misgav-Ladach) und bis heute verfeinert.
Kaiserschnitt heute
Heute wird der sogenannten sanfte Kaiserschnitt gemacht. Dabei wird der Bauch nicht mehr längs, sondern quer geöffnet und viele Schichten werden nicht mehr geschnitten, sondern stumpf gedehnt. Es werden auch nicht alle 7 Schichten genäht, sondern nur so viel wie erforderlich. Dabei wurde der Aufwand im OP verringert, der Schmerz deutlich reduziert und der Heilung geht insgesamt schneller. Gerissenes Gewebe heilt schneller als geschnittenes Gewebe.
Wie regeneriert deine Narbe?
Durch den Bauchschnitt entsteht eine Verletzung, die der Körper zu schließen versucht, indem er neues Gewebe bildet. Dabei wachsen die verschiedenen Schichten unterschiedlich gut wieder zusammen. Muskeln finden z.B. sehr gut wieder zusammen, Bindegewebe und Haut hingegen weniger gut. Die harten Stellen, Dellen und Erhöhungen die du spürst, wenn du deine frische Narbe anfasst, sind Verklebungen von Kollagenfasern. Wo das Gewebe vorher flexibel und elastisch war, wird es durch die Narbe starr und fest. Die wirren Kollagenfasern, die vorher eine regelmäßige Struktur hatten, führen dazu, dass das Gewebe an dieser Stelle (vorerst) seine bewegliche Funktion verliert. Blutgefäße werden weniger schnell zurückgebildet und das Gewebe dadurch weniger durchblutet.
Nach der Bauchgeburt?
Viele Produkte versprechen, deine Narbe "weg" zu machen. Tatsächlich gibt zur Narbenbehandlung kaum ein Produkt, welches verspricht was es hält. Das einzige, was klinisch bewiesen Resultate zeigt ist Taping und Silikongel/Silikonpads (z.B. die von Apricot). Was aber nachweislich hilft, um dein Gewebe geschmeidiger zu machen, sind Narbenmassagen. Massagen regen die Durchblutung an und helfen den Nervenenden zu wachsen und dabei deinen Kopf und Körper in Einklang zu bringen. Ein Kaiserschnitt, geplant oder ungeplant, kann eine hohe Belastung für Psyche und Körper sein.
Gib dir Zeit, dich mit deiner Geschichte anzufreunden. Ein Kaiserschnitt ist für viel Frauen noch immer ein Zeichen, versagt zu haben und eine Situation des enormen Kontrollverlustes. Das anzunehmen, braucht Zeit. Wie ersten 1-2 Tage nach der Geburt, da gibts wirklich nichts zu beschönigen. Die sind einfach hart, die Nachwehen und Schmerzen können echt heftig sein. Man ist auf Hilfe angewiesen - beim Wickeln. Beim Stillen. Beim Duschen und auf die Toilette gehen. Wir empfehlen dir, diese Hilfe wann immer du sie brauchst in Anspruch zu nehmen. Wochenbettstationen sind oft überlastet und unterbesetzt, Personal nicht immer direkt verfügbar. Bleib dran, klingel immer, wenn du es brauchst. Du nervst nicht. Die ersten Tage sind essentiell - für deinen Start ins Wochenbett, für einen guten Milcheinschuss und für das Ankommen deines Babys auf dieser Welt.
Nach der OP wird ein hautverträgliches Pflaster über die Naht gelegt, welches steril, saugfähig und bedingt luftdurchlässig ist. Sobald die Wundränder nach 1-2 Tagen verklebt sind, wird das Pflaster entfernt (z.B. nach der ersten Dusche), da die Wunde an der Luft besser abheilt. Um den empfindlichen Narbenbereich zu schützen, kannst du in den nächsten Tagen eine saubere Einlage quer über die Narbe in die Netzhose legen. Für viele Frauen ist die offenliegende Naht unheimlich, trotzdem ist es wichtig so viel wie möglich frische Luft an die Naht zu lassen.
Tipps zur Unterstützung der Wundheilung:
- Schwellungen direkt nach der Geburt (nur für 1-2 Tage, denn Kälte verlangsamt auch die Wundheilung) kühlen, zB. mit der Kältekompresse von Bare Mum oder einer Eisbinde. Diese bekommst du auf Anfrage auch auf der Wochenbettstation.
- Luft, Luft, Luft: wann immer es dir möglich ist, lasse Luft an deine Narbe. Die Wunde heilt an der Luft besser ab.
- Bewegung nach der Geburt unterstützt die Regeneration, auch wenn es sich erstmal wie ein Höllentrip anfühlt. Auf der Wochenbettstation wirst du sehr schnell auf die Beine gestellt. Das kannst du in den ersten 1-2 Tagen auch immer mit Unterstützung machen, vor allem wenn dein Kreislauf noch schwach ist. Leichte Rückbildungsübungen wie tiefe Atemübungen oder Thromboseprohylaxe der Beine sind unmittelbar nach der Geburt möglich. Zu viel auf den Beinen sein solltest du hingegen in den ersten Wochen vermeiden.
- Schmerzmittel nehmen! Schmerzen müssen nicht ausgehalten werden, wirken manchmal sogar ehr kontraproduktiv wenn es um die initiale Brustdrüsenschwellung oder deine Stimmung geht.
- Sanft berühren - wenn die Fäden gezogen sind und der Schorf abgefallen ist.
- Massieren - zuerst leicht, nach 10-12 Wochen dann in der Tiefe mit einem schönen Öl (ohne ätherische Öle) deiner Wahl.
- Silikongel oder Silikonpads helfen, die Narbe optisch zu verschönern und weicher zu machen
- Osteopathie & Narbenbehandlung - ein Gamechanger. Es gibt mittlerweile wirklich faszinierende Techniken, welche die Narbenqualität enorm verbessern und dein ganzes System wieder in Einklang bringen.
- Positive Gedanken unterstützen die Wundheilung positiv. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Gedanken die Verknüpfung von Synapsen/Nervenenden positiv beeinflussen.
- Einen Recovery Slip oder Bauchgurt empfinden viele Frauen nach der Geburt als angenehm und hilfreich. Diese stützen den weichen Bauch, zeigen deinen Bauchmuskeln den Weg, können bei Nachwehen unterstützen und helfen, bei Bewegungen Druck von der Narbe zu nehmen.
Anleitung Narbenmassage
Lass dir von deiner Hebamme zeigen, wie und in welcher Intensität du selbst deine Narbe massieren kannst. Am Anfang mag das sehr unangenehm sein. Deine Haut ist pelzig und taub, die Narbe vielleicht wulstig und hart.
Jede noch so kleine Massage hilft aber dabei, deine Narbe weicher zu machen und dein Narbenbild langfristig zu verbessern. Sehr wohltuend mit Mandelöl, Jojobaöl, Honest Oil oder dem wundervollen Skin & Scar Oil von Bare Mum. Wenn ihr noch etwas Beinwellsalbe übrig habt, könnt ihr auch die benutzen.
Wenn du unsere ganz persönlichen Erfahrung hören möchtest, dann kannst du gerne mal HIER vorbei schauen. In einem sehr persönlichen Beitrag erzählen wir euch, wie es uns erging und geben euch unsere persönlichen besten Tipps mit auf den Weg.