Geburt im Vertrauen – Was wir von Michel Odent lernen können

Viele Frauen spüren instinktiv, dass Geburt etwas zutiefst Natürliches ist – und doch vermittelt uns die moderne Welt oft das Gegenteil.

Michael Odent, französischer Chirurg und Geburtshelfer, hat uns gezeigt: Geburt ist nicht in erster Linie ein medizinisches Ereignis, sondern ein physiologischer, hormonell gesteuerter Prozess, der Vertrauen und Geborgenheit braucht. 

Viele seiner Ideen gelten heute als Grundpfeiler der Geburtsbegleitung, die den Körper, den Instinkt und die Umwelt als Herzstück der Geburt betrachtet. Dieser Beitrag ist eine Hommage an seine Arbeit, ein Mann der nicht nur geburtshilfliche Techniken in Frage gestellt hat – er veränderte durch seine Erkenntnisse das Verständnis von Geburt selbst!

Odent leitete die Geburts- und Chirurgieabteilung im Krankenhaus von Pithiviers. Dort experimentierte er mit umgebungsbezogenen Faktoren, die einen natürlichen Geburtsverlauf fördern – darunter warmes Licht, Entspannung und eine häusliche Atmosphäre. Diese Form der geburtshilflichen Betreuung stellte bewusst den Fokus auf Ruhe, Zeit und Intuition, statt auf Technik und Routinemedizin. Dies war die Basis seiner Arbeit. Seine Erkenntnisse können auch dir helfen, dich innerlich auf deine Geburt vorzubereiten und eine Haltung des Zutrauens zu entwickeln. 

1. Geburt ist ein instinktiver Prozess

Odent hat betont, dass Frauen von Natur aus gebären können – wenn man sie lässt. Dazu braucht es möglichst wenig Störungen. Das bedeutet: Ruhe, Privatsphäre und eine Umgebung, in der du dich sicher fühlst. Störungen (Stress, Helligkeit, Beobachtung, Routinen) behindern den natürlichen Ablauf.

Für dich bedeutet das: Überlege, wo du dich wirklich geborgen fühlst – zu Hause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus. Sprich mit deinem Geburtsteam über deine Wünsche und Bedürfnisse.

2. Dein Körper hat alles, was er braucht

Während der Geburt arbeiten Hormone wie Oxytocin und Endorphine für dich: Sie sorgen für Wehen, Schmerzlinderung und Bindung zum Baby. Diese körpereigenen Kräfte entfalten sich am besten, wenn du dich entspannen kannst. Er war außerdem der erste, der die Gate‑Control‑Schmerztheorie in die Geburtshilfe einführte. Damit etablierte er ein theoretisches Fundament, wie Schmerzwahrnehmung durch Umgebungs- und psychische Faktoren moduliert werden kann. Oxytocin und Endorphine sind die Schlüsselhormone – für Wehen, Bindung, Liebe und Vertrauen.

Für dich bedeutet das: Gestalte deine Umgebung so, dass dein Körper „loslassen“ kann – gedämpftes Licht, Wärme, Musik oder ein vertrauter Duft können helfen.

3. Wasser kann Wunder wirken

Odent war der Erste, der Geburtsbecken im Krankenhaus einführte. Warmes Wasser lindert Schmerzen, fördert Entspannung und erleichtert die Eröffnungsphase.

Für dich bedeutet das: Überlege, ob eine Wassergeburt für dich in Frage kommt – oder ob du in der Badewanne oder unter der Dusche Entspannung findest.

4. Die erste Stunde nach der Geburt ist heilig

Odent war Vorreiter mit einem der ersten Artikel über den Weg zur natürlichen Stillinitiation in der ersten Stunde nach der Geburt – eine Zeit, in der die Mutter-Kind-Bindung und hormonelle Regulation entscheidend beginnen. Er sprach von der „goldenen Stunde“: Haut-zu-Haut-Kontakt und das erste Anlegen an die Brust sind nicht nur schön, sondern wichtig für Bindung, Stillbeginn und die hormonelle Umstellung nach der Geburt. Prägung in der primal period beeinflusst lebenslang Gesundheit, Stressresistenz und Bindungsfähigkeit.

Für dich bedeutet das: Bitte dein Geburtsteam darum, dass du ungestört Zeit mit deinem Baby bekommst – ohne Eile, ohne Unterbrechungen.

5. Weniger Denken, mehr Fühlen

Damit die Geburt ungestört abläuft, sollte der Neokortex – also das „denkaktive“ Gehirn – möglichst wenig beansprucht werden. Jede Frage, jedes helle Licht oder jede Beobachtung kann dich herausreißen. In seinen Büchern betonte Odent immer wieder, wie wichtig es sei, die neokortikale Aktivität während der Geburt zu reduzieren – um instinktive, hormonbasierte Prozesse wie den Fetus ejection reflex zu ermöglichen. Er sah darin den Weg, die physiologische Geburt und das Vertrauen in den weiblichen Körper wiederherzustellen. Geburt ist ein hormonell gesteuerter, physiologischer Prozess – und gelingt am besten, wenn der Neokortex „ruht“.

Für dich bedeutet das: Erlaube dir, in einen geschützten „Geburtsraum“ einzutreten. Vertraue auf dein Körperwissen und lass Gedanken los.

6. Geburt prägt weit über den Moment hinaus

Odent war überzeugt: Wie wir geboren werden, prägt unser Leben. Geburtserfahrungen wirken sich auf Gesundheit, Bindungsfähigkeit und sogar auf gesellschaftliche Entwicklungen aus. Wie wir Geburten gestalten, prägt nicht nur Individuen, sondern ganze Kulturen.

Für dich bedeutet das: Deine Geburt ist nicht nur ein Übergang für dein Kind – sie ist auch eine prägende Erfahrung für dich selbst. Du darfst sie bewusst gestalten und dich dabei stärken lassen.

Michel Odent hat uns gelehrt, Geburt wieder als das zu sehen, was sie ist: ein tiefmenschlicher, körpergesteuerter Prozess, der nach Schutz und Respekt verlangt.
Wenn du dich vorbereitest, dann nicht mit dem Ziel, „alles zu kontrollieren“, sondern indem du dir Räume schaffst, in denen du loslassen kannst. Dein Körper weiß, wie Geburt geht – und du darfst darauf vertrauen. Wer mehr über Odents Arbeit wissen möchte, kann sich in seine wichtigsten Werke „Die sanfte Geburt“, "Primal Health", „Die Scientifizierung der Liebe“, "The Functions of the Orgasms" und "The Future of Homo" einlesen.

Photo Credit: alle wunderschönen Bilder sind von Hannah Beil - Geburtsfotografie Heidelberg

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