Mentale Gesundheit und große Emotionen

Studien belegen, dass jede vierte Mutter in den ersten drei Jahren nach der Geburt Symptome einer Depression entwickelt.

Am häufigsten wird eine postnatale Depression diagnostiziert, wenn das erste Kind um die vier Jahre alt ist. Das sind alarmierende Zahlen, die zeigen, dass Mütter auch lange nach den ärztlichen Routineuntersuchungen nach sechs Wochen bzw. sechs Monaten Begleitung und Unterstützung brauchen.

Warum? Weil Elternsein eine große Herausforderung ist! Weil der gesellschaftliche Druck auf Mütter groß ist! Weil immer noch der Irrglaube besteht, dass eine Frau in ihrer Mutterrolle ihre Erfüllung zu finden hat und es einen durchaus großen Anspruch daran gibt, perfekt zu sein! Natürlich kann es eine unglaublich befriedigende, im positiven Sinne lebensverändernde Erfahrung sein, es ist aber auch eine Reise, die Körper, Geist und Seele sehr stark beansprucht. Manche Frauen finden die Nächte lang und die Tage langweilig und aus Erschöpfung zweifeln sie an ihrem Verstand und es nagt an ihrem Selbstwertgefühl, aber die große Liebe zu ihrem Kind macht das (scheinbar) alles wett. Für andere ist Mamasein das Schwierigste, was sie je gemacht haben. Sie haben das Gefühl, in ihrer Mutterrolle unterzugehen und wünschten, sie könnten für ein paar Nächte (oder für immer) weglaufen.

Bei Gefühlen gibt es kein Richtig oder Falsch! Mutter zu sein ist etwas so individuelles - niemand wird jemals wirklich ahnen können (und es ist mit Scham und Verzweiflung verbunden) wie finster deine Gedanken um 3 Uhr morgens in völliger Übermüdung sein können! Muttersein nicht immer nur gut zu finden oder gar sein altes Leben zu vermissen, große Traurigkeit und Reue zu empfinden oder eben nicht immer das größte Glück sind Stimmungslagen, die sehr viele Mamas betreffen. Die Ambivalenz der Gefühle wird für immer ein treuer Begleiter deiner Mutterrolle werden - diese Achterbahn der Gefühle kennen zu lernen und auszuhalten ist eine große Aufgabe und viel Arbeit an sich selbst. Es gibt wahnsinnig viele Informationen, die dir bei der ganzen Palette an Gefühlen und Stimmungen helfen können.

Du bist nie allein damit und jede Stimmungsschieflage, die hier beschrieben wird, ist erstmal nicht alarmierend, vorübergehend und behandelbar und schon gar kein Indiz dafür, wie sehr du dein Kind liebst oder welch eine gute Mutter du bist. Es kostet Überwindung, sich jemandem zu öffnen und eine Fachperson zu Rate zu ziehen, aber es ist der erste Schritt, um die Hilfe zu bekommen, die du verdienst. Wir können natürlich nicht verhindern, dass dir das passiert, aber es ist uns wichtig, dass du auch in diesem Bereich gut informiert bist. Selbst zu erkennen, dass es dir nicht gut geht, ist ein wichtiger Schritt. Du sollst wissen, dass du Traurigkeit und Unwohlsein nicht aushalten musst, dass negative Verstimmungen nach der Geburt aber noch immer in der Tabu-Ecke unserer Gesellschaft sitzen. Es gibt Abstufungen dieser Stimmungsschieflagen, die von unbedenklich und normal bis kritisch und behandelbar reichen.

Babyblues

Für jede neue Mutter kann der Babyblues in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt ein Schock sein. Es ist wichtig zu wissen, dass es ihn gibt und dass 50-70% aller Frauen mehr oder weniger davon betroffen sind. Meistens sind Frauen betroffen, die zum ersten Mal Mutter werden. Es ist eine natürliche Reaktion auf die dramatischen hormonellen Veränderungen nach der Geburt und auf die Umstellung und erste, herausfordernde Zeit mit Baby, den Schlafmangel und dem Gefühlschaos. Die meisten Frauen überkommen diese Gefühle an Tag 2-5 nach der Geburt und halten einige Stunden bis Tage an. Im Volksmund werden sie auch Heultage genannt. Strecken sich diese Gefühle über die ersten 2 Wochen nach der Geburt hinaus und beeinträchtigen dich im Alltag und in deiner Elternrolle, solltest du hier ein besonderes Augenmerk darauf legen. Deine Hebamme ist hier deine erste Ansprechpartnerin.

Postpartale Stimmungskrisen

Postpartale Stimmungskrisen rufen im Unterschied zum Babyblues auch ein körperliches Leiden und seelisches Leiden hervor, das die Lebenseinstellung und Handlungsfähigkeit der Mutter beeinträchtigt und unbedingt behandelt werden müssen. Zu den postpartalen Stimmungskrisen gehören;:

Postpartale Depression (PPD)

Eine PPD ist die häufigste Komplikation im Wochenbett und 10-15% aller Frauen, die eine Geburt hinter sich haben, sind davon betroffen. Sie kann jederzeit schon in der Schwangerschaft oder im 1. Lebensjahr des Kindes auftreten und über 6 Monate anhalten. Erstgebärende sind häufiger betroffen als Mehrgebärende. Eine PPD ist ein ernstes Störungsbild, welches immer mit spürbaren Auswirkungen auf die Lebensqualität der Mutter und der Familie verbunden ist. Nicht jede Frau mit einer PPD wirkt nach außen hin depressiv. Eine Depression hat viele Gesichter und jede Frau leidet anders.

Wenn die folgenden Symptome über den ersten Monat nach der Geburt hinaus auftreten, können diese Zeichen einer postpartalen Depression sein:

  • Teilnahmslosigkeit, Traurigkeit, häufiges Weinen
  • Reizbarkeit oder Wut
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit
  • Freudlosigkeit
  • Energiemangel und Erschöpfung
  • Müdigkeit und Schlaflosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schuldgefühle oder Scham
  • Zukunfts und Versagensängste
  • Gedanken, sich selbst oder dem Baby zu schaden.

Häufig wehren Betroffene den Gedanken, sie könnten psychische Probleme haben, ab - vor allem wenn sie schon einmal damit zu kämpfen hatten. Wenn du Probleme hast, hol bitte Hilfe! Ganz egal, was dir dein Gehirn sagt: Deine Familie ist ohne dich NICHT besser dran! Vielleicht versteht deine Familie gar nicht, was los ist, wenn du es nicht aussprichst.

Wenn du dich unwohl dabei fühlst, jemanden aus deinem engsten Unterstützerinnenkreis ins Vertrauen zu ziehen, sind diese Hilfs- und Beratungsangebote vielleicht etwas für dich:

Bei smart moms, entwickelt von Wissenschaftlerinnen der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, findest du einen kostenlosen Selbsttest! Auch der EPDS Fragebogen kann dir helfen, deine Stimmungslagen einzuordnen. Bei der  Wochendepression Hotline (0157-74742654) bekommst du sofort Hilfe und weil Therapieplätze lange Wartelisten haben, bekommt ihr bei One Womans Life im Akutfall auch schnelle Unterstützung.

Auch Väter, Co-Mütter und Co-Eltern können von einer PPD betroffen sein. Die Symptome können denen von Müttern ähneln. Wir wissen es ist nicht einfach, sich nach der Geburt seinen negativen Gefühlen zu stellen, aber wir wollen dich ermutigen, offen darüber zu sprechen und dir Unterstützung zu holen.

Postpartale Angstzustände

Viele Mütter machen sich nach der Geburt so viele Sorgen wie wahrscheinlich nie zuvor in ihrem Leben. Wenn Sorge und Angst aber deine allgemeine Handlungsfähigkeit beeinträchtigen, könntest du an postpartalen Angstzuständen leiden. Zu den Kennzeichen gehören:

  • Unaufhörliche Besorgnis, Katastrophendenken oder Panikgefühle
  • Unvermögen, bestimmte Gedanken abzuschalten
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit
  • Schlafstörungen
  • Engegefühl in der Brust, Übelkeit, Schwindel, Herzrasen und andere körperliche Symptome.

Wie die meisten postpartalen Stimmungskrisen ist auch diese häufig: Jede zehnte Frau hat im ersten Jahr nach der Geburt Symptome von Angstzuständen. Auch dafür gibt es verschiedene Abstufungen, die dringend behandelt werden sollten. Wir empfehlen regelmäßige Termine mit einer geschulten Person für psychische Gesundheit zu vereinbaren und auch hier im engen Austausch mit deiner Hebamme zu sein.

Postpartale Psychose

Postpartale Psychosen kommen seltener vor, sie erfordern jedoch umgehend ärztliche Hilfe. Zu den Kennzeichen zählen:

  • Wahnvorstellungen oder Halluzinationen
  • Verfolgungswahn und Misstrauen
  • Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit
  • Entfremdung und Realitätsverlust
  • Erregtheit und extreme Stimmungsschwankungen
  • Schlaflosigkeit oder verminderter Schlafbedarf.

Auch wenn weniger als 0,2 Prozent aller Mütter von einer Psychose betroffen sind und es sehr selten vorkommt, dass Menschen sich selbst oder ihrem Baby schaden, kann es dennoch zu unberechenbarem Verhalten kommen, welches dich und deine Familie in Gefahr bringt. Menschen, die eine postpartale Psychose erleiden, merken oft nicht, dass sie eine Episode haben. Daher ist es wichtig, dass alle in deinem Unterstützerinnenkreis die Symptome kennen, damit sie rechtzeitig ärztliche Hilfe holen können.

Reizbarkeit und Wut

Wut wird in unserer Gesellschaft verteufelt und daher oft unts zu tun. Wenn weit, erschwiegen oder versteck. Dabei hat Wut fast immer mit einem unbefriedigten Bedürfnis zu tun. Wenn wir lernen, die Wut als ein Signal für etwas das nicht stimmt oder sich ändern muss, zu verstehen, kann sie uns als Wegweiser dienen. Vielleicht sagt sie uns, dass wir die Dinge anders angehen müssen, oder sie weist uns auf unverarbeitete Traumata hin, die geheilt werden müssen. Sich wütend, gereizt, verärgert oder überwältigt zu fühlen, nicht mehr berührt werden zu wollen oder die Kontrolle zu verlieren, kann Angst einflößend sein, aber es kommt häufiger vor, als du vielleicht glaubst. Bis zu einem gewissen Grad sind diese Gefühle normal. Wenn du aber oft die Kontrolle verlierst, solltest du dich an eine vertrauenswürdige Therapeutin wenden, um Bewältigungsstrategien zu erlernen. Denk daran: Deine Emotionen sind immer ein Signal, dass etwas nicht stimmt. Wenn identifiziert werden kann, was sich ändern muss, tut das oft der ganzen Familie gut; ebenso, wenn du lernst, deine Emotionen zu regulieren. Tipps für den Fall, dass du die Kontrolle verlierst:

  1. Entferne dich von deinem Baby und lege es an einen sicheren Ort (auch der Boden ist im Zweifel ein sicherer Ort!)
  2. Atme tief und langsam durch, um dein Nervensystem zu beruhigen. Atme fünf Sekunden lang ein und fünf Sekunden lang aus. Wiederhole das fünfmal.
  3. Wasch dir das Gesicht mit kaltem Wasser.
  4. Wenn du dich allein nicht beruhigen kannst, ruf eine Vertrauensperson an, die dir dabei helfen kann

Wenn dein Kind älter wird, bekommst du vielleicht öfter Wutausbrüche. Wirklich viele Mütter in unserem Umfeld berichten, dass sie oft wegen scheinbarer Kleinigkeiten von 0 auf 100 gehen. Einige sind überwältigt davon, denn sie würden sich nicht als wütende Person beschreiben. Da Wut fast immer mit einem unerfüllten Bedürfnis zu tun hat, ist es wichtig, sich Unterstützung von seinem Umfeld zu holen. Das verschafft dir die Zeit, dich um deine eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Wenn du als Elternteil gut versorgt und vernetzt bist, ist es weniger wahrscheinlich, dass es dir zu viel wird, wenn andere von dir abhängig sind (wie dein Baby nonstop).

"Sich gut um sich selbst zu kümmern, sich genügend Zeit für sich selbst zu nehmen oder erstmal zu erkennen, was man neben seiner Mamarolle braucht, um ausgeglichen und glücklich zu sein, ist eine der größten Herausforderungen als Mama und Frau. Eine gute Balance zu finden ist im Alltag oft schwierig, aber essentiell für deine körperliche und mentale Gesundheit."

Quelle:
Jetzt bist du Mama - das Buch
Dr. Weckmann Institut - Ausbildung zur Mütterpflegerin

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