Symptome, auf die du im Wochenbett achten solltest
Das Wochenbett ist eine besondere Zeit der Umstellung – körperlich wie seelisch. Während sich dein Körper von den Strapazen der Geburt erholt und sich auf das Stillen einstellt, durchläuft er zahlreiche Veränderungen. Viele Beschwerden in dieser Phase sind völlig normal: der Wochenfluss, Nachwehen oder Müdigkeit gehören zum natürlichen Heilungsprozess. Gleichzeitig ist es aber wichtig, aufmerksam zu bleiben und die Signale deines Körpers ernst zu nehmen. Denn manche Symptome können auf Komplikationen hinweisen, die schnell ärztliche Aufmerksamkeit erfordern. Ein gutes Wissen darüber, was normal ist und wann Vorsicht geboten ist, gibt dir Sicherheit und hilft dir, gesund durch diese sensible Zeit zu gehen. Erste Ansprechpartnerin für Bedenken ist immer deine Nachsorgehebamme oder Gynäkologe*in.
Starke oder zunehmende Blutungen
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Normal: Lochien (Wochenfluss), anfangs rot und stärker, wird nach einigen Tagen schwächer und heller.
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Acht geben, wenn: das Blut plötzlich wieder sehr stark wird, große Blutklumpen auftreten oder eine Binde in unter 1 Stunde voll ist.
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Mögliche Ursache: Nachblutung, Reste in der Gebärmutter.
Wochenfluss (Lochien) mit üblem Geruch
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Normal: Wochenfluss riecht etwas metallisch.
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Acht geben, wenn: der Ausfluss stark, unangenehm oder faulig riecht.
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Mögliche Ursachen: Infektion der Gebärmutter (Endometritis).
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Begleitend: Fieber, Unterbauchschmerzen, verstärkte Blutung.
Sehr starke Blutungen
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Definition: mehr als 1 Binde pro Stunde voll, Blutklumpen größer als Golfball, Blutung wird wieder hellrot nach brauner Phase.
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Mögliche Ursachen: Nachblutung durch Plazentareste, Gebärmutteratonie oder Gebärmutterverletzung.
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Notfall: Sofortige medizinische Hilfe erforderlich.
Fieber und Schüttelfrost
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Acht geben, wenn die Temperatur über 38 °C steigt.
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Mögliche Ursache: Infektion (Gebärmutter, Brust, Harnwege).
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Fieber in den ersten Tagen nach der Geburt sollte immer ärztlich abgeklärt werden, da Infektionen sich schnell verschlimmern können.
Starke Schmerzen
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Normal: Nachwehen und Wundheilung können schmerzhaft sein.
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Acht geben, wenn: Schmerzen deutlich zunehmen, einseitig sind oder plötzlich neu auftreten.
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Mögliche Ursache: Thrombose, Infektion, Abszess.
Schwellungen und Rötungen
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Beine: Schwellung, Wärme oder Schmerzen in der Wade → Hinweis auf Thrombose.
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Brust: Rötung, Verhärtung und Schmerzen → Hinweis auf Brustentzündung.
Brustschmerzen, Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen
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Mögliche Ursachen: Thrombose, Lungenembolie oder kardiale Probleme (z. B. Peripartale Kardiomyopathie).
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Notfall: Diese Symptome erfordern sofortige Abklärung.
Probleme mit Wasserlassen oder Stuhlgang
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Mögliche Ursachen: Harnwegsinfektion, Blasenentzündung, Harnverhalt, Verletzungen
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Hinweis: Häufiges oder schmerzhaftes Wasserlassen sollte zeitnah abgeklärt werden.
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Sehr starke Verstopfung oder Blut im Stuhl → ärztlich abklären.
Neue Schmerzen, Schwellung oder Druckempfindlichkeit in Armen oder Beinen
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Mögliche Ursachen: Tiefe Venenthrombose (TVT). Frauen im Wochenbett haben durch hormonelle Umstellungen ein erhöhtes Thromboserisiko.
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Wichtig: Einseitige Beschwerden sind besonders verdächtig.
Starke oder anhaltende Hämorrhoiden-Beschwerden
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Mögliche Ursachen: ausgeprägte Hämorrhoiden nach Pressphase oder durch Verstopfung.
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Risiko: können zu Thrombosen oder starken Schmerzen führen.
Kopfschmerzen oder Sehstörungen
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Mögliche Ursachen: Postpartale Präeklampsie oder Eklampsie (kann auch nach der Geburt auftreten!), Blutdruckkrisen, selten Sinusvenenthrombose.
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Notfall: Dringende ärztliche Abklärung notwendig.
Schwere psychische Symptome
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Dazu gehören: anhaltende Depression, Halluzinationen, suizidale Gedanken, Gedanken dem Baby zu schaden.
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Acht geben, wenn: anhaltende Niedergeschlagenheit, Angstzustände, keine Bindung zum Kind oder Gedanken an Selbstverletzung auftreten.
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Mögliche Ursachen: Postpartale Depression, postpartale Psychose (tritt meist innerhalb der ersten 2 Wochen auf).
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Notfall: Sofort professionelle Hilfe einbeziehen.
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Baby Blues (Heultage) gehören hier ausdrücklich nicht dazu, sie sind häufig und klingen nach einigen Tagen ab.
Fortgeschrittene Brustentzündung (Mastitis)
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Mögliche Ursachen: Unbehandelte oder verschleppte Mastitis durch Milchstau und bakterielle Infektion.
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Anzeichen: starke Schmerzen, Rötung, Fieber, Schüttelfrost.
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Risiko: kann zu einem Abszess führen.
Die meisten Veränderungen im Wochenbett sind harmlos und Teil der natürlichen Rückbildung. Doch bei plötzlicher Verschlechterung, starken Schmerzen, auffälligen Blutungen, Fieber oder psychischen Krisen solltest du sofort ärztliche Hilfe suchen. Eine frühzeitige Behandlung schützt dich und gibt dir Sicherheit in dieser sensiblen Zeit.