Artikel: Let´s talk - Verstopfung, Haarausfall & Nachtschweiß

Let´s talk - Verstopfung, Haarausfall & Nachtschweiß
Die Wochen nach der Geburt sind ein absoluter Ausnahmezustand – körperlich, hormonell und emotional. Während du dich in dein neues Leben als Mutter hineinfindest, arbeitet dein Körper auf Hochtouren daran, sich neu einzupendeln: Organe wandern zurück an ihren Platz, Hormone fallen oder steigen, der Stoffwechsel stellt sich um und all das zeigt sich manchmal mit unangenehmen Nebenwirkungen.
Vielleicht kämpfst du mit Verstopfung, verlierst mehr Haare als dir lieb ist, oder wachst nachts schweißgebadet auf. Das kann verunsichern und ist mitunter echt unangenehm sein und doch gehört es zu den ganz normalen Anpassungsprozessen nach der Geburt. Trotzdem wird darüber kaum gesprochen. Zu intim, zu peinlich, zu „körperlich“. Hier zeigen wir dir, was hinter den häufigsten Begleitsymptomen von Geburt und Stillezeit steckt und was wirklich hilft, um sanft wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn du weißt, was passiert und warum, kannst du deinen Körper vielleicht mit Verständnis statt Frust begegnen.
1. Verstopfung – wenn der Darm auf Pause drückt
Betroffen: ungefähr die Hälfte aller Frauen
Während der Schwangerschaft verschieben sich deine Verdauungsorgane, um Platz fürs Baby zu schaffen. Nach der Geburt wandert alles zurück – eine kleine innere „Reorganisation“, die den Darm träge machen kann. Schmerzmittel, Risse, Hämorrhoiden oder einfach die Angst vor dem ersten Stuhlgang haben außerdem Einfluss auf die Darmaktivität.
Was jetzt hilft:
- Viel trinken! Besonders, wenn du stillst – Ballaststoffe brauchen Wasser, um wirken zu können.
- Ballaststoffreiche Lebensmittel: Gemüse, Beeren, Hülsenfrüchte, Leinsamen, Chiasamen, Flohsamenschalen, Nüsse, Avocado.
- Gesunde Fette wie Olivenöl und Nüsse halten den Stuhl geschmeidig.
- Magnesiumcitrat kann sanft abführend wirken und ist in der Stillzeit gut verträglich.
- Probiotika & Fermentiertes unterstützen das Gleichgewicht im Darm.
- Bewegung! Schon ein Spaziergang hilft, die Verdauung anzukurbeln.
Wann zum Arzt?
Wenn du länger als 3–4 Tage keinen Stuhlgang hast, starke Schmerzen, Blut oder Fieber auftreten. Die Nachsorgehebamme sollte diese Situation engmaschig mit dir überwachen.
2. Haarausfall
Betroffen: bis zu 90% aller Frauen nach der Geburt
In der Schwangerschaft sorgt Östrogen für volle, glänzende Haare. Nach der Geburt sinkt der Spiegel rapide und all das Haar, das neun Monate lang nicht ausgefallen ist, verabschiedet sich nun gleichzeitig. Dieses „Shedding“ ist normal, aber es kann emotional belasten.
Was jetzt hilft
- Geduld: Nach 6–12 Monaten normalisiert sich das Wachstum in der Regel wieder.
- Mikronährstoffe checken: Eisen, Vitamin D, Zink und Schilddrüsenwerte.
- Biotin und Kollagen können unterstützen, vor allem bei Mangel.
- Omega-3-Fettsäuren fördern gesunde Haut und Haarwurzeln.
- Sanfte Pflege: kein heißes Styling, kein strammes Binden und eine schönes Haarwasser aus Rosmarin kann das Wachstum ankurbeln.
Wann zum Arzt?
Wenn der Haarausfall länger als ein Jahr anhält oder kahle Stellen entstehen – zur Abklärung bei einer Dermatologin.
3. Nachtschweiß
Betroffen: etwa ein Drittel aller Mütter
Nach der Geburt läuft die Hormonumstellung auf Hochtouren: Der Körper schwemmt eingelagerte Flüssigkeit aus, besonders nachts. Das kann anstrengend sein und du regelmäßig schweißgebadet aufwachen. Es ist aber meist ein Zeichen dafür, dass dein Körper in den Normalmodus zurückkehrt.
Was jetzt hilft:
- Leichte Baumwollkleidung, atmungsaktive Bettwäsche, ein Handtuch unter dir.
- Ersatz-Pyjama griffbereit halten.
- Hydriert bleiben, auch wenn du viel schwitzt – ideal mit Elektrolyten.
- Raum kühl halten (16–19 °C).
Wann zum Arzt?
Wenn Nachtschweiß mit Fieber, übelriechendem Wochenfluss oder Brustschmerzen einhergeht. Das können Hinweise auf eine mögliche Infektion sein.
4. Hämorrhoiden – wenn das Sitzen schmerzt
Betroffen: um die 30-35 % aller Frauen nach der Geburt
Das Babygewicht, die Presswehen, die enorme Belastung. All das übt Druck auf den Beckenboden und die Venen im Enddarm aus. Das Ergebnis: Hämorrhoiden. Sie sind unangenehm, aber behandelbar. Deine Hebamme sollte die Hämmorhoiden im Blick behalten, sie einstufen und entsprechende Maßnahmen einleiten.
Was du selbst tun kannst:
- Sitzbäder mit warmem Wasser (und optional Epsomsalz) 1-3 mal täglich.
- Hamamelis-Kompressen oder Salben mit Hamamelis lindern Brennen und Juckreiz.
- Weicher Stuhl durch Ballaststoffe und ausreichend Trinken.
- Seitlich liegen statt lange sitzen oder stehen.
- Sanftes Beckenbodentraining
- Auf der Toilette nicht lange pressen, Beine auf einen Klohocker stellen für eine optimale Haltung des Beckens
Wann zum Arzt?
Wenn die Schmerzen stark sind, Knoten spürbar werden oder Blutungen länger anhalten.
Diese Veränderungen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck der enormen Anpassungsleistung deines Körpers. Er entgiftet, reguliert, regeneriert – Schweiß, Haarausfall und Verdauungschaos sind Teil dieses Neustarts. Sei geduldig mit dir. Sei freundlich zu deinem Körper. Und sprich offen über das, was wirklich passiert. Denn das Wochenbett ist kein Zustand, den man „überstehen“ muss – es ist der Anfang einer neuen körperlichen Realität, in der du langsam, aber sicher, zu dir selbst zurückfindest.


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