Vasospasmus beim Stillen – wie gehe ich damit um?

Starke Schmerzen beim Stillen sind nicht normal, besonders wenn die Schmerzen über die ersten Tage nach der Geburt hinaus gehen und sich systematisch verhalten. Wenn ein auffälliger Farbwechsel der Brustwarze dahinter liegt, kann ein Vasospasmus, auch „Raynaud-Phänomen der Brustwarze“ genannt, dahinter stecken. Weil wir uns jetzt wieder im Übergang zur kälteren Jahreszeit befinden, erklären dir, was ein Vaspospasmus ist, wie du ihn erkennst und welche Strategien helfen können.

Was ist ein Vasospasmus?

Ein Vasospasmus ist ein Gefäßkrampf: Die kleinen Blutgefäße in der Brustwarze ziehen sich plötzlich zusammen, der Blutfluss stoppt kurzzeitig. Das macht sich bemerkbar durch:

  • Farbwechsel: Die Brustwarze wird plötzlich weiß, manchmal danach bläulich oder rötlich.

  • Schmerzen: stechend, brennend oder schießend – häufig genau in dem Moment, wenn dein Baby die Brust loslässt und Luft an die Brustwarze kommt.

  • Kälteempfindlichkeit: Besonders nach dem Duschen, draußen im Wind oder in kühler Raumluft treten die Beschwerden auf.

Auslöser sind oft Kälte und mechanischer Druck – zum Beispiel, wenn das Baby nicht optimal angelegt ist oder der Pumpaufsatz nicht richtig passt. Einige typische Merkmale machen die Diagnose leichter:

  • Die Schmerzen treten nach dem Stillen oder bei Temperaturwechsel auf.

  • Die Brustwarze verfärbt sich auffällig (weiß → blau → rot).

  • Häufig ist die Brustwarze abgeflacht oder kantig („Lipstick-Nipple“) – ein Zeichen für Druckbelastung.

Wichtig: Ein Vasospasmus wird nicht selten mit einer Pilzinfektion (Soor) verwechselt. Während Antipilzmittel oft nicht helfen, zeigen Wärme und Gefäßentspannung meist schnelle Wirkung.

Was kannst du tun? – Erste Hilfe im Alltag

Um zu erkennen, ob es sich tatsächlich um einen Vasospasmus handelt, kannst du im Ausschlussverfahren vorgehen und auf folgende Punkte achten. Dabei ist deine Hebamme deine erste Ansprechpartnerin, häufig macht es Sinn zusätzlich eine IBCLC Stillberaterin draufschauen zu lassen. Dies sind die Empfehlungen aus unserem Alltag als Hebammen und Mütterpflegerinnen, die sich im Umgang mit einem Vasospasmus der Brustwarze bewährt haben. Es gilt zu beachten, dass ein Vasospasmus in unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen kann, was die Diagnose oft erschwert.

1. Fokus auf Anlegequalität & Positionierung

Eine der ersten Interventionen ist eine intensive Anlegetechnik-Überprüfung. Eine fehlerhafte Anlege­technik ist häufig der Haupttrigger. Das heißt: Am Anfang steht fast immer die Frage: „Ist das Baby richtig angelegt?“

  • Tiefes, weites Öffnen des Mundes, möglichst viel Brustgewebe im Mund des Babys, damit die Brustwarze nicht gequetscht wird.

  • Bei auffälligem Latch: sofort korrigieren (Unterdruck mit kleinem Finger lösen) und erneut anlegen oder vorübergehend mit alternativen Positionen ausprobieren.

  • Wenn das Baby beim Saugen „zwickt“ oder beißt, wird die Stillberaterin oft sofort versuchen, Ursache (z. B. Mundmotorik, Saugtechniken) zu erkennen und zu intervenieren.

2. Wärme & Trockenwärme als Sofortmaßnahme

Applikation von Wärme hält man oft für einen der effektivsten und geradlinigsten Schritte, um für unmittelbare Besserung zu sorgen. Das kann jede Mama erstmal selbst ausprobieren, Wärmekompressen oder warme Waschlappen sind eigentlich in jedem Haushalt vorhanden.

  • Wärmepacks / Wärmekissen direkt nach dem Stillen auflegen (niedrige Temperatur, nur kurze Dauer), um die Gefäße zu „entspannen“ und so das spasmenbegünstigende Umfeld zu mildern. Dafür eignen sich ganz wunderbar die Wärme-Kälte-Kompressen von Bare Mum.

  • Weiche Woll- oder Baumwoll-Stilleinlagen statt synthetischer Einwegpads, um Wärme zu halten und Windabkühlung zu vermeiden z.B. diese hier.

  • Nicht lufttrocknen lassen – versuche mal, die Brustwarze nicht offen der Luft auszusetzen, und beobachte, ob das für Besserung sorgt.

3. „Blanching vermeiden, Perfusion fördern“ – während des Spasmus

Diese Methoden werden u.a. in der Praxis berücksichtigt, um den Gefäßspasmus direkt zu durchbrechen. Diese Schritte werden oft als erste Hilfe im Rahmen einer Stillberatung empfohlen.

  • Sanftes wiederholtes Zusammendrücken (Squeeze) der Brustwarze in wärmer Umgebung – die Idee: Druck erzeugt Reperfusion und hilft, die Gefäße zu reaktivieren.

  • Massage / Ausstreichen des Brustwarzenvorhofes mit warmem Öl nach dem Stillen, um die Durchblutung zu fördern. Hier gilt aber zu erwähnen, dass die Wirkung einer Massage mit einem Öl während einem aktiven Krampf wissenschaftlich kaum belegt ist.

  • Wenn ein Spasmus gerade aktiv ist kann helfen, nicht sofort anzulegen, sondern abzuwarten, eventuell sanftes Pulsieren/Drücken, um Wiederkehr des Bluts zu unterstützen. Manche sprechen von Verzögerung, bis die Schmerzen/Verfärbung zumindest etwas abgeklungen sind, bevor das Baby erneut anlegt wird.

4. Sanfte Hilfsmittel & Begleitmaßnahmen

  • Überwachung der Pumptechnik: Wird gepumpt, kann innerhalb der Beratung auch die Trichtergröße überprüft werden um den Unterdruck niedrig zu halten und so zusätzlichen Druck auf die Brustwarze zu vermeiden. 

  • Schonung der Brustwarze: Kleidung ohne harte Nähte und darauf achten, dass nichts gegen die Brustwarzen reibt (z. B. Reißverschlüsse, Knöpfe).

  • Vermeidung von Kälte / Temperaturwechseln: Kleidung in Schichten, warmes Umfeld beim Stillen, das Bad schon vorwärmen, warm Duschen, dann einpacken.

  • Stressreduktion: Da Stress ein Vasospasmus begünstigen kann, können Entspannungstechniken (bewusstes Atmen, Pausen) helfen.

  • Überprüfung von Medikamenten / Substanzen: In der Beratung wird häufig geprüft, ob Medikamente oder Stoffe (z. B. Nikotin, abschwellende Mittel) mit vasokonstriktiver Wirkung eingenommen werden – und ggf. Alternativen gesucht. 

  • Sanfte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol werden gelegentlich als Begleitmaßnahme genannt (insbesondere zum Schmerzmanagement). Diese Maßnahme wird aber meist nur unterstützend gesehen, nicht als eigentliche Lösung des Vasospasmus und muss in Absprache mit deiner Hebamme/Stillberaterin oder Ärztin geschehen.

  • Nahrungsergänzungsmittel: Manche Stillberaterinnen erwähnen Magnesium, Fischöl oder Nachtkerzenöl (Gamma-Linolensäure systemisch zur Förderung der Gefäßentspannung) als mögliche Unterstützung – allerdings mit dem Hinweis, dass die Evidenz begrenzt und Rücksprache mit einer Stillberaterin oder Ärzt:in nötig ist, um Wechselwirkungen, Dosierung und Sicherheit zu prüfen.

  • Mutter-Tagebuch führen: Wann treten Schmerzen auf (nach dem Stillen? beim Abkühlen?), wie lange dauern sie, was half (Wärme, Massage, etc.). So lassen sich Auslöser systematisch erkennen.

Du solltest ärztlichen Rat einholen, wenn die Schmerzen trotz konsequenter Maßnahmen nach 1–2 Wochen nicht nachlassen. Wenn zusätzlich Fieber, starke Rötung oder Schwellung auftreten (Hinweis auf Infektion) oder wenn du neue Medikamente einnimmst und ein Zusammenhang vermutet wird. Ein Vasospasmus ist sehr unangenehm, aber in den allermeisten Fällen gut behandelbar. Wärme und eine schonende Anlegetechnik sind die wichtigsten ersten Schritte. Lass dich von einer erfahrenen Stillberaterin begleiten, um die Ursache zu finden. Und wenn das nicht reicht, gibt es mit Nifedipin eine sichere und wirksame Option, die vielen Frauen schnell hilft – damit du dein Kind weiterhin entspannt stillen kannst.

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